Rückblick Ökumenische Tage: Auf jeden Fall Leben…
Unter diesem Motto standen die drei Ökumenischen Tage in diesem Jahr 2013.
…mit Deinem Organ?
Fragen zur Organtransplantation waren am ersten Abend das Thema. Etwa 60 Interessierte fanden sich im Gemeindehaus ein, um sich intensiv mit diesen existenziellen Fragen zu Organspende und auch zum Organ-empfang zu beschäftigen. Dr. Marc Bodenstein OA Intensivmedizin in der Uniklinik Mainz erläuterte die „Organspende aus Sicht eines Intensivmediziners“. Es folgte Carsten Gehmlich von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), der Chancen und Risiken einer Transplantation unter verschiedenen Aspekten darstellte.
Dr. theol. Curt. W. Schmidt, Leiter des Zentrums für Ethik in der Medizin am Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt/M. trug Theologische Leitgedanken vor:
Leben und Körper sind ein Geschenk Gottes.
- Eine Organentnahme verletzt nicht die Würde des Menschen.
- Der Christ kann und darf Organe spenden. (Akt der Nächstenliebe)
- Eine Organspende ist freiwillig, sie ist keine Christenpflicht und kann nicht erzwungen werden
- Alle Optionen (Ja/Nein/keine Stellungnahme) sind christlich verantwortbar.
- Sich zu entscheiden, bedeutet eine Entlastung für die Angehörigen.
…auch nach Deinem Tod? Worauf darf ich hoffen? …
…fragte am Dienstagabend Jürgen Janik, Klinikpfarrer in der Uniklinik Mainz und schöpfte sehr einfühl- sam aus seinen reichen Erfahrungen mit Patienten und deren Angehörigen im Umgang mit dem Lebensende. Was ist ein gelungenes Leben? Wie verhängnisvoll kann der „Zwang“ zu einem „gelungenen Leben“ für die Lebensgestaltung sein?
Mit der Frage, „Was ist wichtig für mein Leben (?)“ lud Pfarrer Janik die Anwesenden zu Gruppengesprächen ein, in denen sie untereinander dieser Frage nachgehen sollten. Was ist ein „guter Tod“? Herr Janik berichtete über Menschen, denen er begegnete und deren Fragen, auch in Situationen, in denen sie sich mit dem unausweichlichen Ende abfinden mußten. Oft erlebte er dann eine Neugierde, ausgedrückt in der Frage und einer geradezu freudigen Erwartung „Was kommt danach“? Die Schwierigkeiten der Seelsorge bei demen- ten Menschen kam zur Sprache und wieder die Frage nach der Menschenwürde bei multipler Organentnahme. Herr Janik berichtete von Empfängern fremder Organe, die sich mit Gedanken quälten, daß ein Mensch sterben mußte, damit sie leben können. Ist der Begriff „Hirntod“ vielleicht am Ende lediglich eine zweckmäßige Definition zur Legalisierung der Organentnahme bei Sterbenden? Dürfen wir das zulassen, dass Menschen „ausgeschlachtet“ werden? …waren auch Fragen aus dem Publikum. An beiden Abenden waren die Besucher mit Engagement bei der Sache, so dass die Veranstaltungen nicht vor 22:00 Uhr endeten. Die Auseinandersetzung mit dem Tod, die aus unserem Alltagsleben heutzutage weitgehend verdrängt wird, fand hier umso intensiver statt.
Man könnte die ökumenischen Tage vielleicht auch unter einigen Bibelzitaten zusammenfassen, z.B.: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden (Ps.90,12) oder… Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren, wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden (Matth. 16,25)
Der traditionell abschließende ökumenische Gottesdienst am Buß-und Bettag
war dann wieder von mehr Leichtigkeit geprägt; denn schließlich gibt es ja auch noch ein Leben vor dem Tod (…mit Organspende vielleicht sogar ein zweites?).
Im Gemeindesaal, der von der Küsterin Iris Schmidt festlich und themen-bezogen geschmückt worden war, fand der Gottesdienst in gewohnt ökumen-ischer Eintracht statt und beim an-schließenden geselligen Beisammen-sein bestimmten eher heitere Themen die Gespräche und dem Agape-Mahl wurde kräftig zuge-sprochen.
Frau Schmidt erklärte ihren Saal-schmuck, der den Lebenslauf vor
und nach dem Tode symbolisiert (Bild oben).
Birgit Heuser-Hildebrandt