Andacht zum Ostersonntag
von Pfarrer Andreas Nose
Sie finden hier:
Einen Auszug aus einer uralten Predigt zum Karsamstag … oder doch schon zum Ostersonntag?
Leider keinen Osterwitz!
Gedanken zu Klopapier und dem Blau unserer Kirchenfenster
1. Der Autor der Predigt: Epiphanios von Konstantinopel
Kaiser Justin I. bestimmte – mit dem Einverständnis der Bischöfe, Mönche und des Volkes – im Jahr 520 nach Christus Epiphanios zum Patriarchen von Konstantinopel (wikipedia). Seine Amtszeit dauerte bis zu seinem Tod im Jahr 530.
Er wurde in so großer Einstimmigkeit seiner Umgebung Patriarch, weil alle hofften, er würde die Beziehung zwischen Rom und Byzanz fördern, zwischen dem Papst und dem Patriarchen und den Christinnen und Christen, die sie repräsentierten. Diese Erwartungen hat er erfüllt. Schon in einem ersten Brief an Papst Hormisdas erweist Epiphanios sich als ein Mensch, dem es gelingt, Vertrauen zu schaffen (Lexikon für Theologie und Kirche).
2. Der Text: Aus einer Homilie am großen und heiligen Sabbat
(aus einer Predigt zum Karsamstag)
Epiphanios zugeschrieben
Was ist das? Tiefes Schweigen herrscht heute auf der Erde, tiefes Schweigen und Einsamkeit. Tiefes Schweigen, weil der König ruht. „Furcht packt die Erde und sie verstummt“, weil Gott – als Mensch – in Schlaf gesunken ist und Menschen auferweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schlafen. Gott ist – als Mensch – gestorben, und die Unterwelt erbebt. Gott ist für kurze Zeit in Schlaf gesunken und hat die in der Welt des Todes erweckt.
Er geht auf die Suche nach dem erstgeschaffenen Menschen wie nach dem verlorenen Schaf. Besuchen will er, „die völlig in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“. Er kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, zugleich Gott und der Eva Sohn.
Er faßt Adam bei der Hand, hebt ihn auf und spricht: „Wach auf, Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein!“
Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst.
„Steh auf von den Toten!“ Ich bin das Leben der Toten. Steh auf, mein Geschöpf, steh auf, meine Gestalt, nach meinem Abbild geschaffen! Erhebe dich, laß uns weggehen von hier! Du bist in mir und ich in Dir, wir sind eine unteilbare Person.
3. Kein Osterwitz – aber eine Möglichkeit, falls das Klopapier ausgeht
In der AZ wurde es vor kurzem zitiert, zu finden ist es zusammen mit anderen Anekdoten auch unter swr2.de
Der Komponist Max Reger (1873 – 1916) antwortete auf die Kritik an einem seiner Werke:
Sehr geehrter Herr! Ich sitze hier im kleinsten Raum meines Hauses und lese ihre Kritik. Noch habe ich sie vor mir … Hochachtungsvoll: Max Reger.
4. Die Farbe Blau
In der AZ vom 04./05.04.2020 findet sich diese Begebenheit erwähnt. Tatsächlich ist es ein Artikel über Klopapier, der natürlich auf ein verstorbenes Mitglied unserer Gemeinde, Hans Klenk und seine Firma „Hakle“ verweist. Hans Klenk hatte nach dem II. Weltkrieg die Fenster des Chorraums unserer Kirche mit Bildern zur Geschichte Christi (Weihnachten, Karfreitag, Ostersonntag) gestiftet. 50 Jahre später stiftete sein Sohn Dieter Klenk der Gemeinde wunderbare Fenster von Johannes Schreiter. Sie tauchen den Kirchenraum seitdem dezent in ein blaues Licht.
Bevor Derek Jarman an AIDS starb, drehte er einen letzten Film, „Blue“ (Blau), 1993.
Der Film des – aufgrund seiner Krankheit blind werdenden – Regisseurs zeigt nichts anderes als eine blaue Fläche. Der Ton beginnt mit Glockenläuten. Dann hört man aus dem „Off“ die Lesung von Tagebuchnotizen, Erinnerungen und Gedanken des Kranken. Vor allem aber die Farbe nimmt Gedanken Jarmans auf:
Eine blaue statt weiße (leere) Leinwand als Hinweis auf ein erfülltes Leben; und als Hinweis auch auf die Unendlichkeit von Himmel und Ozeanen.
Pablo Picasso widmet seine Bilder in seiner „blaue Periode“ vor allem Armen, Kranken, Bedürftigen, Bettlern, Menschen, die leiden, Menschen am Rand der Gesellschaft.
Mich erinnert die Farbe unserer Fenster auch an unsere Fähigkeit, am Leid anderer Menschen Anteil zu nehmen. Von Jesus wird erzählt, dass er einmal vom Hügel aus auf die Stadt Jerusalem sah und bitterlich zu weinen anfing; weil ihm die Menschen leid taten. Manche verstehen das nicht. Ihnen ist unser Gott nicht göttlich genug. Er ist offensichtlich nicht der, der Stärke zeigt und alles regelt. Ja, er weint sogar. Und dann noch das Kreuz. Für mich ist das eine Stärke: Wir haben einen Gott, der mitleidet.
Die Schreiter-Fenster verbindet im unteren Bereich ein umlaufendes Band, Zeichen von Gemeinschaft, Solidarität; wir sind nicht allein. Dazu kommen unzählige Säulen und Linien, die – nicht immer ungebrochen und doch stabil und kreativ – für die Verbindung von Himmel und Erde, Gott und uns Menschen stehen.
Johannes Schreiter sagte uns: Bei den Säulen dürfen wir gern auch an Haltung denken, an Rückgrat, an Standfestigkeit.
Epiphanios: „Steh auf von den Toten!“ Ich bin das Leben der Toten. Steh auf, mein Geschöpf, steh auf, meine Gestalt, nach meinem Abbild geschaffen! Erhebe dich, laß uns weggehen von hier! Du bist in mir und ich in Dir, wir sind eine unteilbare Person.
Ihr
Pfarrer Andreas Nose
Weitere Andachten zum Nachlesen oder Nachhören finden Sie hier:
Den Ostergruß zum Hören vom 12.04.2020 „Der Herr ist auferstanden“ finden Sie hier
Die Andacht zum Karsamstag vom 11.04.2020 finden Sie hier
Die Andacht zum Hören von Karfreitag vom 10.04.2020 „Im Dunkel unsrer Nacht“ finden Sie hier
Die Abendandacht zum Hören von Gründonnerstag vom 09.04.2020 „Trotzdem gehören wir zusammen“ finden Sie hier
Die Andacht zum Palmsonntag finden Sie hier
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