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Kanutour

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Zieleinfahrt unter der Lahntalbrücke mit zusammengebundenen Kanus. Gemeinsam geht es leichter, denn heftiger Gegenwind wehte uns auf den letzten Metern unserer Tour ins Gesicht. Doch auch er, wie so vieles andere der vergangenen Tage, brachte die Stimmung nicht ins Kippen, uns nicht aus dem Flow. Im Gegenteil: Feels like a Sunday dröhnte es an diesem Morgen aus der Box und über das Glitzern der Lahn. Nach den letzten festen Stichen ins Wasser mit mehr oder minder weichen Armen entlohnte der Blick auf Limburg. Ein wenig wie aus Herr der Ringe oder Game of Thrones. Märchenhaft jedenfalls! Diese Aussicht ließ die letzte Nacht fast vergessen. Doch zurück zum Anfang.

In Solms: Der Einstieg in die Strömung. Nach Einweisung, Aufteilung auf die Boote und Anziehen der Schwimmwesten endlich hinein in den Flow der Lahn und in den der nächsten Tage. Elf Jugendliche aus Gonsenheim und ihre Entourage an Bord. Vom Rückenwind getragen, hinweg über zahlreiche Stromschnellen.

„Als würde man fliegen“ – der Kanu Chor stimmt ein, als Thomas D. über das Wasser hallt:

Siehst du den Horizont?
Direkt überm Boden fängt der Himmel an.
Und ich sag es euch auf diese Weise,
alle die am Suchen sind,
sind mit mir auf der Reise,
haben Rückenwind.

Das erste Basislager in Odersbach. Dort schlugen wir in der Dämmerung unsere Zelte auf. Auch wenn das verheißungsvolle Wurfzelt nicht unbedingt hielt, was es versprach, so hatte am Ende des Tages doch jede und jeder ein Dach überm Kopf und das wohlverdiente Stück Pizza in der Hand. Nach einer Runde Beachvolleyball wurde bis in die Finsternis hinein gesungen und musiziert. Erst als das Wachpersonal uns höflich und bestimmt den Mund verbot, krochen wir in die Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen war Improvisation gefragt. Denn auch nach einem bewusst ausgedehnten Frühstück verzogen sich die Regenwolken nicht. So wurden kurzerhand schwarze Mülltüten zweckentfremdet und zu stylischem Regenschutz umfunktioniert. Die Kreativität kannte keine Grenzen und mit einer großen Portion Galgenhumor im Gepäck ging es zurück aufs Wasser.

Nach dem zweiten Tag auf der Lahn und dem ein oder anderen Zwischenstopp verbrachten wir den letzten Abend im Tipi Dorf Runkel. Salat zupfen, Tomaten schneiden, Würstchen wenden – jede:r griff an und zu. Am Lagerfeuer ließen wir den Tag ausklingen und waren bis tief in die Nacht Heiler, Hexen und Werwölfe. Wer wagt es, zu blinzeln? „Es wird Abend. Es wird Morgen. Das Dorf erwacht.“ Zumindest die, die bei drei Grad ein Auge zumachen konnten. Kurz am Feuer aufwärmen, dann Rucksäcke auf und Paddel in die Hand, bevor es für die letzten Kilometer nach Limburg noch einmal in die Kanus ging. Die Sonne im Gesicht, leicht müde und miteinander verbunden.

Im Flow – feels like a Sunday.

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